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Warum Pflegende in die Politik gehören

  • Autorenbild: ignatius ounde
    ignatius ounde
  • 27. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Pflege ist mein Beruf – aber auch meine Leidenschaft. Und je länger ich in diesem Beruf arbeite, desto klarer wird mir: Wenn wir etwas verändern wollen, reicht es nicht, am Bett gute Arbeit zu leisten. Wir müssen mitreden – und mitentscheiden.: Manche Probleme lassen sich nur lösen, wenn man selbst dort mitwirkt, wo die Entscheidungen getroffen werden.


In der Pflege wird sehr viel über uns gesprochen und geschrieben, aber viel zu selten mit uns. Das ist mir besonders deutlich geworden, als ich mich mit der Umsetzung der Pflegeinitiative auseinandergesetzt habe. In der Botschaft des Bundesrats ans Parlament werden zwar viele Missstände benannt – Überlastung, Personalmangel, fehlende Perspektiven – doch die Lösungen, die aus der Praxis kommen, von Menschen wie dir und mir, werden kaum gehört oder nur halbherzig aufgenommen.


Das hat mich nicht losgelassen. Ich habe mir die Mühe gemacht, über 2.000 Seiten Vernehmlassungsunterlagen zu lesen – Stellungnahmen von Kantonen, Parteien, Verbänden, Arbeitgebern. Und ich wurde dabei wütend. Denn man erkennt ein klares Muster: Die Probleme sind allen bewusst, aber bei den Lösungen wird ausgerechnet dort gebremst, wo es konkret werden könnte.


Die Vorschläge, die von Pflegefachpersonen kommen – etwa über den SBK – sind fundiert, praxisnah und bieten echte Antworten auf die Herausforderungen. Doch in der politischen Debatte setzen sich oft Organisationen durch, die weit entfernt sind vom Pflegealltag. Menschen, deren einziger Kontakt mit dem Gesundheitssystem vielleicht die Geburt ihrer Kinder war, treffen Entscheidungen über einen Beruf, den sie weder ausüben noch verstehen.

Immer wieder wird gewarnt: vor „zu viel Bürokratie“, vor „zu hohen Kosten“, vor einem „Eingriff in die Sozialpartnerschaft“. Dabei geht es um so grundlegende Dinge wie verlässliche Dienstpläne, bezahlte Pausen, faire Pikettdienste oder gesetzlich abgesicherte Personalbemessungen.


Wenn solche Forderungen schon an der politischen Schwelle abgeblockt werden – obwohl sie im Berufsalltag längst überfällig sind – dann muss ich ehrlich sagen: Das macht mich wütend. Und diese Wut verwandle ich in Engagement.


Deshalb richte ich mich an dich – egal, ob du in einem Spital, in der Langzeitpflege, in der Spitex oder in der Ausbildung arbeitest: Werde politisch aktiv. Du musst nicht gleich auf eine Wahlliste. Du kannst damit anfangen, deiner Nationalrätin oder deinem Grossrat eine Nachricht zu schreiben. Du kannst dich in deiner Sektion des SBK, bei VPOD, SYNA oder UNIA engagieren.

Du kannst bei Diskussionen auf Social Media mitreden, Petitionen unterstützen oder deine Kolleg:innen zum Mitmachen motivieren. Wir sind mehr als 250.000 Pflegede in der Schweiz – und weniger als 300 Politiker:innen im Parlament. Die Machtverhältnisse sind klar, wenn wir unsere Stimme gemeinsam erheben.


Und warum ist das so wichtig?

Weil wir Pflegenden eine Perspektive einbringen, die einzigartig ist: fundiert, praxisnah und getragen vom Vertrauen, das uns täglich von Patientinnen und Patienten entgegengebracht wird. Wir wissen, was funktioniert – und was nicht. Wenn wir in politische Rollen gehen oder uns einbringen, können wir Gesundheitspolitik endlich mitgestalten, statt sie nur über uns ergehen zu lassen. Dann werden Gesetze nicht mehr im luftleeren Raum gemacht, sondern dort, wo Pflege stattfindet: am Bett, in der Pflegeplanung, im Austausch mit Angehörigen, im Schichtdienst.


Wenn Pflegefachpersonen politisch mitwirken, entstehen Lösungen, die die Versorgung verbessern, die gerechter sind und die das System widerstandsfähiger machen. Wir bringen Krisenerfahrung mit, realistische Einschätzungen, und wir wissen, was es braucht, um auch in schwierigen Zeiten gute Pflege zu leisten. Und ja – auch für uns persönlich ist dieses Engagement eine Bereicherung. Es erweitert den Blick, stärkt das Selbstbewusstsein, und es verbindet uns mit anderen, die für die gleiche Sache kämpfen. Politisch aktiv zu sein heisst auch, Verantwortung zu übernehmen. Die Pflege war schon immer ein Beruf mit gesellschaftlichem Auftrag.




Heute sind wir diejenigen, die diesen Auftrag weitertragen müssen.

Wenn du nicht weisst, wo du anfangen sollst – dann schreib mir einfach. Eine DM, eine Mail, ein kurzer Anruf – oder wir treffen uns auf einen Kaffee. Du musst das nicht allein tun. Wir sind viele. Und gemeinsam können wir richtig viel bewegen.

 
 
 

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