Eine Lohnhöhung zu erzielen, ohne den Arbeitgeber zu wechseln, erfordert ein gutes Gespür für den richtigen Zeitpunkt und eine sorgfältige Vorbereitung. Ob Sie als dipl. Pflegefachperson HF, Fachperson Gesundheit (FaGe), Fachexperte, Schichtleitung oder als bereichsführende/r Pflegeexperte/-expertin tätig sind – wenn Sie Ihre Kompetenzen strategisch hervorheben und das Gespräch richtig planen, können Sie Ihren Lohn erfolgreich neu verhandeln.
2. Machen Sie sich Ihren Marktwert bewusst
Bevor Sie ein Gespräch über die Gehaltserhöhung initiieren, sollten Sie wissen, wie Sie im Vergleich zum Markt stehen. Nutzen Sie dazu:
Lohnvergleiche (z. B. Lohnrechner im Internet, kantonale Richtlinien, BFS-Statistiken)
Lohnrechner des Bundesamts für Statistik: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/loehne-erwerbseinkommen-arbeitskosten/niveau-loehne/lohnrechner.html
Kantonale Richtlinien: Die Informationen variieren je nach Kanton. Einige Beispiele:
Kanton Zürich: https://www.zh.ch/de/soziales/personalamt.html (Hier finden Sie Informationen zum kantonalen Personalwesen und teilweise auch zu Richtlinien und Lohnbändern.)
Kanton Bern: https://www.be.ch/ (Suchen Sie hier nach "Lohnrichtlinien" oder "Personal" für genauere Informationen.)
Kanton Aargau: https://www.ag.ch/ (Auch hier kann man im Bereich "Verwaltung" oder "Personal" nach Lohnrichtlinien suchen.) da sind spitäler nicht abgebilde.
Branchenspezifische Berichte oder Umfragen (z. B. des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner [SBK])
SBK Lohnrechner: https://sbk.ch/verband/politik/lohnrechner
Pflegeberufe - Informationen des Bundesamts für Statistik: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/personal-gesundheitswesen/pflegeberufe.html
Austausch in Netzwerken (Kolleginnen und Kollegen in ähnlichen Positionen, Fachgruppen, Weiterbildungen)
LinkedIn Gruppen für Pflegefachkräfte: Eine direkte URL ist nicht möglich, da LinkedIn-Gruppen je nach Mitgliedschaft und Name variieren können. Suchen Sie auf LinkedIn nach Stichworten wie:
„Pflegefachkräfte Schweiz“
„Krankenpflege Schweiz“
„Pflegeexperten Netzwerk“
Gerade bei stark nachgefragten Spezialisierungen – wie Intensivpflege, Notfallpflege, Wundmanagement oder einer Leitungsfunktion – kann es sein, dass Ihr Können besonders gefragt ist und die Löhne entsprechend höher liegen.
3. Gute und ungünstige Zeitpunkte für eine Lohnverhandlung
3.1 Gute Zeitpunkte
Nach einem erfolgreichen Projekt oder Qualitätsaudit Haben Sie beispielsweise ein internes Projekt geleitet, die Einführung eines neuen Pflegestandards erfolgreich begleitet oder besonders positive Rückmeldungen im Team erhalten? Dann ist das ein starker Ausgangspunkt.
Bei positiven Geschäftszahlen oder Leistungsbilanz des Spitals/Heims Wenn die Klinik oder Institution gute wirtschaftliche Ergebnisse kommuniziert, sind die Chancen für eine Gehaltsanpassung oft höher.
Bei Vertrags- oder Funktionsanpassungen Steht eine Verlängerung Ihres Arbeitsvertrags oder die Übernahme einer (höheren) Fach- oder Leitungsfunktion an, ist das ein optimaler Moment für eine Lohnanpassung.
Wenn Ihnen neue Verantwortung übertragen wird Zum Beispiel, wenn Sie neu die Praxisanleitung für Lernende übernehmen, als Berufsbildner/in tätig werden oder eine erweiterte Verantwortung als Schichtleitung oder bereichsführende/r Pflegeexperte/-expertin erhalten.
In ruhigeren Phasen Wählen Sie einen Termin, wenn Ihre Vorgesetzte oder Ihr Vorgesetzter Zeit hat, sich Ihrem Anliegen voll zu widmen – beispielsweise ausserhalb von Personalengpässen oder Hauptbelastungszeiten.
Während der Budgetplanung in der zweiten Jahreshälfte In vielen Institutionen wird das Budget in der zweiten Jahreshälfte festgelegt. Das ist ein besonders günstiger Zeitpunkt, um eine Gehaltserhöhung anzusprechen, da Lohnerhöhungen oft zum Jahresbeginn in Kraft treten.
3.2 Ungünstige Zeitpunkte
Bei finanziellen Engpässen der Institution Bei Budgetkürzungen oder negativen Bilanzen werden Anfragen nach Lohnerhöhungen häufig abgelehnt oder verschoben.
Während eines generellen Einstellungs- oder Lohnstopps Ist in Ihrem Betrieb ein Lohn- oder Einstellungsstopp ausgerufen, bringt eine Anfrage meist kein Ergebnis.
Zu Wochen- oder Quartalsbeginn Montags haben Vorgesetzte oft viele Meetings und kaum Kapazitäten für ein solches Gespräch.
Gegen Ende der Woche Freitagnachmittag sind viele bereits im “Wochenendmodus”. Dann lässt die Konzentration nach und wichtige Entscheidungen werden gerne vertagt.
4. Zeigen Sie Ihre Schlüsselkompetenzen und Leistungen auf
Um Ihren Wert im Team und für die Institution zu verdeutlichen, heben Sie folgende Aspekte hervor:
Fachliche Expertise Verweisen Sie auf Ihre Aus- und Weiterbildungen wie NDS HF Intensiv-, Anästhesie- oder Notfallpflege, Wundmanagement, Palliative Care, Leitung in der Pflege oder andere Spezialgebiete.
Informationen zu Weiterbildungen im Bereich Pflege
OdA Gesundheit Bern: https://oda-gesundheit-bern.ch/
Careum Hochschule Gesundheit: https://www.careum.ch/
SBK Weiterbildung: https://sbk.ch/bildung-karriere/weiterbildung
Leitungskompetenz und Teamführung Beschreiben Sie, wie Sie z. B. als Fachexperte, Schichtleitung oder bereichsführende/r Pflegeexperte/-expertin Verantwortung übernehmen, Prozesse organisieren und Ihr Team fördern.
Kreative Lösungen und Qualitätsverbesserungen Vielleicht haben Sie einen Prozess optimiert, der die Pflegequalität gesteigert oder Ressourcen eingespart hat.
Beitrag zu strategischen Zielen Zeigen Sie auf, wie Sie mit Ihrer Arbeit das Leitbild oder die strategischen Ziele Ihrer Institution (z. B. Patientensicherheit, Digitalisierung, Zertifizierungen) unterstützen.
5. Tipps für eine erfolgreiche Verhandlung
Bereiten Sie sich gut vor Notieren Sie Ihre konkreten Erfolge und deren messbare Wirkung (z. B. verbesserte Patienten- und Angehörigenzufriedenheit, optimierte Abläufe, Kosteneinsparungen). Nutzen Sie Formulierungen, die den Mehrwert für Ihre Abteilung und die gesamte Institution betonen.
Hören Sie aktiv zu Gehen Sie im Gespräch auf die Argumente und eventuellen Bedenken Ihrer Vorgesetzten ein. So zeigen Sie Verständnis und Kompromissbereitschaft.
Bleiben Sie flexibel Schlagen Sie eine Gehaltsspanne statt eines festen Betrags vor. Das schafft Spielraum für beide Seiten.
Erwägen Sie alternative Benefits Wenn eine direkte Gehaltserhöhung (noch) nicht möglich ist, fragen Sie nach anderen Vorteilen wie Zusatzweiterbildungen, besseren Schichteinteilungen, mehr Ferientagen oder Homeoffice-Regelungen (z. B. für administrative Aufgaben).
6. Langfristig denken: Karriereperspektiven in der Pflege
Auch wenn das Gehalt eine wichtige Rolle spielt, lohnt sich ein Blick auf Ihre langfristige Entwicklung. Fragen Sie sich:
Welche Weiterbildungen unterstützen Ihre Karriereziele?
Übersicht über die verschiedenen Karrierewege in der Pflege:
Gibt es Karrierestufen in Ihrem Betrieb, z. B. von der FaGe zur diplomierten Pflegefachperson oder von der dipl. Pflegefachperson HF zur Pflegeexpertin APN (Advanced Practice Nurse)?
Können Sie in Projekten oder Gremien aktiv sein, um Ihre Kompetenzen weiter auszubauen?
Ihre Positionierung als wertvolle Fachperson fördert nicht nur Ihren Marktwert, sondern auch Ihre persönliche Zufriedenheit und Entwicklungsmöglichkeiten.
7. Alternative Perspektive: Wechsel zu einem anderen Spital oder einer anderen Institution
Neben der Verhandlung mit Ihrem aktuellen Arbeitgeber kann auch ein Spitalwechsel oder ein Wechsel in ein anderes Pflegeumfeld eine Chance sein, ohne zu viel Zeit oder Aufwand zu investieren. Viele Gesundheitsinstitutionen sind auf der Suche nach erfahrenem Fachpersonal und bieten:
Attraktive Anstellungsbedingungen (z. B. höhere Löhne, bessere Arbeitszeiten, interessante Benefits)
Spezialisierte Pflegebereiche (mit modernem Equipment und fortschrittlichen Konzepten)
Gezielte Weiterbildungsangebote (die Ihrer Karriere einen zusätzlichen Schub geben können)
Überlegen Sie sich daher auch, ob ein Wechsel in eine andere Einrichtung Ihre Ziele schneller und unkomplizierter unterstützen könnte. Durch den akuten Fachkräftemangel sind qualifizierte Pflegende, FaGe, Fachexperten, Schichtleitungen und bereichsführende Pflegeexpertinnen und -experten in vielen Regionen sehr gefragt.
Stellenportale für Pflegeberufe:
Informationen zu verschiedenen Spitälern und Kliniken in der Schweiz:
H+ Die Spitäler der Schweiz: https://www.hplus.ch/de/
8. Fazit
Eine erfolgreiche Lohnverhandlung in der Pflegebranche hängt von einer guten Vorbereitung, dem richtigen Zeitpunkt und einem klaren Nachweis Ihres Mehrwerts ab. Indem Sie Ihre Leistungen und Kompetenzen strukturiert darlegen und auf die Ziele Ihres Betriebs ausrichten, verbessern Sie Ihre Chancen auf eine angemessene Lohnerhöhung. Gleichzeitig ist es sinnvoll, sich mit möglichen Alternativen – wie einem Positions- oder Arbeitsplatzwechsel – auseinanderzusetzen, um Ihre berufliche und finanzielle Entwicklung optimal zu gestalten.
© 2025, Ignatius ounde
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