top of page

Ein ganz gewöhnlicher Tag auf Station – so hätte es zumindest scheinen können. Doch schon als ich mein Abendessen im Kühlschrank verstaute und in den Aufenthaltsraum trat, ahnte ich, dass dieser Tag alles andere als normal werden würde. Im Flur begegnete mir eine Kollegin mit müdem Lächeln. „Halt dich fest“, sagte sie leise. „Heute sind einige Angehörige besonders besorgt …“ Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Auch das gehört eben zu unserem Alltag.




Verschiedene Gesichter der Sorge


Im Laufe meiner Tätigkeit habe ich die unterschiedlichsten Verhaltensweisen von Angehörigen kennengelernt. Es gibt:

·         Der „Ruhepol“ – strahlt in jeder noch so angespannten Situation Gelassenheit aus und vermittelt Patient:innen wie Pflegepersonal ein Gefühl von Sicherheit.

·         Die „Klette“ – ständig kontrollierend, mit einem unerschöpflichen Vorrat an Fragen.

·         Die „Organisatorin“ – behält selbst in turbulenten Momenten den Überblick über Termine, Formulare und Abläufe, sodass sich alle auf das Wesentliche konzentrieren können.

·         Der „Skeptiker“ – zutiefst misstrauisch, hinterfragt jedes Detail und jede Diagnose.

·         Der „Aufmunterer“ – versprüht Optimismus, bringt kleine Überraschungen mit und hebt durch humorvolle Bemerkungen die Stimmung auf der Station merklich.

·         Die „Leidenden“ – so erschöpft und mitgenommen, als wären sie selbst Patient:innen.

·         Die „Brückenbauerin“ – verfügt über kulturelles Wissen, spricht mehrere Sprachen oder kennt Rituale, um so Sprach- und Kulturbarrieren gekonnt zu überwinden.

·         Die „Besserwisserin“ – liefert unaufgefordert Lösungen, will jede Entscheidung mitbestimmen.

·         Der „Ausbalancierer“ – erkennt frühzeitig Spannungen innerhalb der Familie oder im Team und setzt sein diplomatisches Geschick ein, um eine harmonische Atmosphäre zu schaffen.

·         Der „Unsichtbare“ – zieht sich zurück und hinterlässt oft wichtige Informationslücken.



Egal, wie sie sich zeigen, all diese Verhaltensweisen sind getrieben von derselben Grundemotion: tiefe Sorge und der Wunsch, das Beste für ihre Liebsten zu erreichen.

Wenn Angehörige ein Spital betreten, tragen sie oft einen emotionalen Cocktail aus Verzweiflung, Angst, Erleichterung und Ungeduld mit sich herum. Sie wollen Antworten und einen Fahrplan für das, was als Nächstes kommt. Doch sie prallen auf eine Welt aus weissen Wänden, piepsenden Geräten und Menschen in Eile – nicht selten fühlen sie sich dabei wie Fremde im eigenen Film.


Eine Begegnung, die mir besonders im Gedächtnis blieb


Als ich noch Student war, hatte ich einmal mit einer Mutter zu tun, deren kleiner Sohn an einer schweren Lungenentzündung litt. Sie wirkte auf mich wie eine aufgewühlte Seele: zitternde Hände, Tränen in den Augen und das Haar zerzaust vom vielen Durch-die-Haare-Fahren. Ihre erste, stockende Frage: „Wer kann mir sagen, ob alles gut wird?“ Ich spürte ihre Panik fast körperlich – die Angst, etwas Schlimmes könnte passieren, sobald sie auch nur einen Augenblick wegschaut. In diesem Moment war ich ihr einziger Anker. Natürlich haben wir ihm schnell eine Infusion gelegt und Antibiotika verabreicht, und nach einigen Tagen durfte sie ihren Sohn gesund und munter wieder nach Hause begleiten. Doch der Eindruck, den ihr verzweifelter Blick bei mir hinterlassen hat, bleibt unvergessen.

Der Leitfaden, der mich trägt

Über die Jahre habe ich gelernt, dass ich den Angehörigen nicht nur fachliche Sicherheit vermitteln, sondern auch emotional stützen muss. Ein offenes Lächeln, aufmerksames Zuhören und ruhiges, klares Erklären – schon senken sich Schultern, atmen Menschen tiefer durch und spüren: Hier darf ich vertrauen.


Zwischen Verbündeten und Überforderung


Angehörige können wahre Held:innen sein. Sie kennen den Menschen, den wir pflegen, in- und auswendig: Sie wissen, welche Mahlzeiten er verabscheut, welche Musik ihn beruhigt und welcher Witz ihn zum Lachen bringt. Kulturelle Hintergründe können uns zudem Türen öffnen, von denen wir ohne ihr Wissen gar nicht wüssten, dass es sie gibt.

Ich erinnere mich an einen Patienten, der sehr schüchtern war und kaum Deutsch sprach. Seine Tochter kam fast täglich, übersetzte und half ihm, Vertrauen zu fassen. Dank ihr verstanden wir rasch seine Sorgen und konnten die Behandlung gezielt anpassen. Es war ein Gefühl, als hätte jemand einen Schlüssel zu seinem Herzen gefunden und uns damit allen den Weg geebnet.

Doch es gibt auch die andere Seite: Die besorgte Ehefrau, die jeden Tag stundenlang vor dem Zimmer verharrt, auch wenn sie nicht hinein darf. Sie bringt unaufhörlich selbst gekochtes Essen mit, fragt jeden im Team unzählige Male dasselbe und will jeden Schritt nachvollziehen. An manchen Tagen habe ich das Gefühl, wir wenden mehr Zeit für ihre Fragen auf als für den Patienten selbst. Aber ist das wirklich „übertrieben“? Oder vielleicht doch bloss ein Ausdruck ihrer lähmenden Angst, die sie mittels Kontrolle in Schach zu halten versucht?


Wenn die Angst das Ruder übernimmt


Ein anderer Fall war ein älterer Herr, dem wir uns kaum nähern konnten, ohne dass er uns mit dem Internet und zig Studien konfrontierte. Er verglich Kliniken und drohte mit Beschwerden bei jeder Verzögerung. Seine laute, fordernde Stimme war anstrengend, doch im ruhigen Gespräch wurde schnell klar, dass er sich schlicht hilflos fühlte: Er sah, wie seine Frau Tag für Tag schwächer wurde und spürte seine eigene Ohnmacht. Also suchte er verzweifelt nach einem Weg, doch noch Kontrolle zu behalten.

In solchen Momenten atme ich tief durch, setze mich zu ihm und begegne ihm auf Augenhöhe. „Ich verstehe, dass Ihnen das Angst macht. Lassen Sie uns gemeinsam ansehen, wie der Behandlungsplan aussieht.“ Häufig ist genau das der Schlüsselmoment, in dem sich die Spannungen lösen.


Grenzen: Balanceakt zwischen Professionalität und Mitgefühl


Nicht jede Begegnung verläuft so reibungslos. Es gibt Tage, da schleppe ich mich nach Feierabend unter die Dusche und frage mich: „War ich für Frau Meier präsent genug? Habe ich Herrn Schmidt ernst genommen, als er so verzweifelt wirkte? “Manche Angehörige fordern uns sehr heraus, stellen unser Urteil infrage oder versuchen, uns rund um die Uhr in Beschlag zu nehmen. Eine Kollegin erzählte mir einmal von einer Mutter, die heimlich Globuli ins Zimmer schmuggelte, weil sie überzeugt war, es besser zu wissen. Dann müssen wir Grenzen ziehen, damit der Patient geschützt bleibt. Aber wie zieht man solche Grenzen, ohne das Gegenüber vor den Kopf zu stossen? Hier hilft mir stets der Rückhalt im Team. Wir sprechen offen über schwierige Situationen, teilen Erfahrungen und überlegen gemeinsam, wie wir das nächste Mal reagieren können. Es macht vieles leichter, wenn man weiss, dass man nicht allein diese Last trägt – und erinnert daran, dass hinter all dem unangenehmen Verhalten meist nur die pure Furcht steckt.


Wenn Angehörige selbst zu Patient:innen werden


Ganz besonders nahe geht es mir, wenn Angehörige permanent am Bett wachen. Einmal hatte ich eine Familie, die Tag und Nacht bei der schwer kranken Tochter blieb. Sie wechselten sich zwar ab, aber ihre Erschöpfung war greifbar: kein Schlaf, kaum Essen, die Gedanken nonstop beim Kind. Einige zeigten sogar erste Anzeichen eines Burnouts. In solchen Fällen versuchen wir, auch die Angehörigen zu „pflegen“ – sei es durch beruhigende Gespräche, das Angebot psychologischer Unterstützung oder das behutsame Drängen, sich doch mal eine Pause zu gönnen. Viele lehnen das anfangs ab, weil sie glauben, damit ihre Liebsten im Stich zu lassen. Doch wenn sie merken, dass ein wenig Schlaf sie nicht zu schlechteren Eltern macht, entspannt sich die Lage meistens für alle.


Kommunikation, die Herzen öffnet


Aus all diesen Erfahrungen habe ich gelernt, dass eine offene und einfühlsame Kommunikation der Schlüssel ist. Manchmal reicht ein kurzer Zwischenstand, ein warmes Lächeln oder die Frage: „Wie fühlen Sie sich gerade?“ – und schon entsteht ein Raum der Verbundenheit, in dem man sich wirklich begegnen kann. Mir ist es wichtig, Angehörige aktiv ins Team einzubinden. „Haben Sie heute etwas Besonderes an Herrn Müller bemerkt? Wie wirkt er auf Sie?“ Solche Fragen signalisieren: Ihr Wissen ist wertvoll, denn niemand kennt den Patienten so gut wie die Familie.


Die digitale Erweiterung: modern und menschlich und KI-Landschaft in Schweizer Spitälern



In den letzten Jahren kommt ein neues Kapitel hinzu: Social Media und KI-gestützte Kommunikation. Manche Patient:innen oder Angehörige versuchen, mich nach dem Klinikaufenthalt auf Facebook oder anderen Plattformen zu kontaktieren. Dann stehe ich oft vor einem Dilemma: Einerseits erkenne ich das Bedürfnis nach Nähe, andererseits möchte ich meine private Sphäre bewahren. Also lehne ich solche Kontakte meist freundlich ab und erkläre die Gründe. So kann ich professionell bleiben, ohne sie zu verletzen.

Obwohl die Schweiz in vielen Bereichen als innovatives Land gilt, steckt der Gesundheitssektor digital gesehen oft noch in den „Steinzeit“-Jahren. Man spürt das zum Beispiel an den Chatbots mancher Spitäler: „Mina“ und „Anna“ bieten zwar einfache Infos zu Themen wie Besuchszeiten und Anfahrt, aber wirklich revolutionär sind sie (noch) nicht. Immerhin geht „ks_bot“ schon einen Schritt weiter, indem er KI-gestützte, etwas individuellere Antworten liefert.

Trotzdem fehlen solche digitalen Assistenten leider noch in vielen grossen Institutionen, selbst an einigen der grössten Universitätskliniken sucht man vergeblich nach Chatbots. Dabei könnte gerade dieser Service das Pflegepersonal entlasten und Angehörige bei Routine fragen schnell informieren. So bleibt mehr Zeit für das wirklich Wichtige: das persönliche Gespräch, Trost und Zuhören – Dinge, die eine Maschine zwar nicht ersetzen kann, aber zumindest unterstützen sollte.



Kraft tanken: Selbstschutz für Pflegende


Bei all der Fürsorge dürfen wir uns selbst nicht vergessen. Angesichts intensiver Angehörigenkontakte ist Selbstfürsorge unverzichtbar:

·         Pausen bewusst einlegen

Eine Kollegin erzählt, dass sie jeden Tag fünf Minuten vor die Tür geht und tief durchatmet. Diese kleine Routine hilft ihr sehr.

·         Kollegialer Austausch

Teilen Sie frustrierende Erlebnisse. „Wir hatten heute wieder so eine verzweifelte Angehörige, ich muss das kurz loswerden…“ – Solche Gespräche im Team sind Gold wert.

·         Supervision

Bei sehr belastenden Situationen kann eine externe Betrachtung und Reflexion helfen, Grenzen zu wahren.

·         Fortbildungen

Ob Deeskalation oder Gesprächsführung – wer trainiert ist, geht souveräner mit schwierigen Angehörigen um.

·         Achtsamkeit

Kurze Meditationen oder Entspannungsübungen erleichtern das innere Abschalten und beugen Stress-Symptomen vor.


Ich habe mir angewöhnt, nach der Schicht kurz auf das Dach des Gebäudes zu gehen und ein paar tiefe Atemzüge zu nehmen. Dann lasse ich den Tag an mir vorbeiziehen und denke: „Ich bin dankbar, heute für jemanden da gewesen zu sein.“




Gemeinsam stark: ein Fazit


Wenn ich an all die Angehörigen denke, die mir begegnet sind, sehe ich ein kunterbuntes Mosaik: Tränen und Lächeln, Wut und Erleichterung, Furcht und Hoffnung. All diese Emotionen haben einen Ursprung: Liebe für den Menschen im Krankenbett. Unsere Aufgabe ist es, diese Liebe zu begleiten, zu kanalisieren und im Heilungsprozess zu nutzen. Gelingt uns das, wird aus dem Krankenhaus nicht nur ein Ort der Angst, sondern auch einer der Geborgenheit.

Klar, dafür braucht es manchmal ein dickes Fell und unerschütterliche Geduld. Doch wenn ich mir vorstelle, wie ich selbst reagieren würde, läge jemand, den ich liebe, im Spital, dann bin ich dankbar für jedes offene Ohr und jede helfende Hand. Deshalb komme ich jeden Tag auf die Station zurück – voller Neugier auf die Menschen, die mir begegnen werden. Denn wir alle, Patientinnen und Angehörige, sind in diesem Prozess miteinander verbunden. Und wenn wir die Angehörigen als Partnerinnen begreifen, schaffen wir ein Netzwerk aus Nähe, Verständnis und Unterstützung, das am Ende vor allem eines garantiert: den grösstmöglichen Nutzen für unsere Patient:innen.



Die Pflege. Ein Beruf, der oft romantisiert und gleichzeitig unterschätzt wird. „Engel in Weiss“, „Helfende Hände“ – diese Schlagworte kennen wir alle. Doch hinter den Kulissen wartet die wahre Herausforderung: Schichtdienst, hohe Verantwortung, emotionale Belastung. Und mittendrin:

Das Team.



Ich bin überzeugt: Mit wem du arbeitest, ist wichtiger als wo. Ob ich nach einem langen Tag erschöpft, aber zufrieden nach Hause gehe, oder mich ausgelaugt fühle, hängt vor allem von den Menschen an meiner Seite ab. Ein gutes Team kann in der Pflege alles verändern – und ich spreche aus Erfahrung.


Mein erster Tag – und warum ich blieb


Erinnert ihr euch noch an euren ersten Tag in einem neuen Job? Die Nervosität, die neuen Gesichter, die ungewohnte Umgebung. Mir ging es als Praktikant in einer Pflegeabteilung nicht anders. Ich hatte keine grossen Erwartungen, eher Respekt vor dem Unbekannten. Die Station war modern, gut ausgestattet, alles wirkte effizient. Doch was mich wirklich packte, war die Atmosphäre. Meine neuen Kolleg:innen boten mir sofort ihre Hilfe an, ohne dass ich fragen musste. Echter Zusammenhalt – ich hatte ihn zum ersten Mal erlebt.

Klar, das Praktikum war befristet. Umso glücklicher war ich, als mir die Stationsleitung anbot, als diplomierter Pflegefachmann zu bleiben, nachdem meine Papiere anerkannt worden waren und ich blieb. Nicht wegen der Aufgaben oder der tollen Ausstattung, sondern wegen des Teams. Es war ein Ort, an dem jede:r willkommen war, unterstützt wurde, sein Potenzial entfalten konnte. Wir lachten zusammen, lernten aus Fehlern, feierten Erfolge, halfen uns in stressigen Momenten. Diese Beziehungen bestehen bis heute.


Warum der Mensch in der Pflege zählt


Kein Tag in der Pflege gleicht dem anderen. Mal läuft alles reibungslos, mal gerät alles aus den Fugen: Notfälle, schwierige Angehörige, emotionale Belastungen. Gerade dann zeigt sich, wie wertvoll ein starkes Team ist.

Ich erinnere mich an eine Kollegin, die mit einem besonders anspruchsvollen Patienten zu kämpfen hatte. Anstatt sie allein zu lassen, sprangen wir alle ein. Wir übernahmen Aufgaben, führten Gespräche, dokumentierten. Am Ende haben wir die Situation gemeistert – aber vor allem hatten wir das Gefühl, es gemeinsam geschafft zu haben.

Ein gutes Team fragt nicht nur: „Brauchst du noch Hilfe?“, sondern packt mit an, bis alle fertig sind. Und geht danach vielleicht noch gemeinsam auf einen Drink Joggen oder Sport treiben. Es ist dieses Miteinander, das in der Pflege den entscheidenden Unterschied macht.

 



Die Zutaten für ein Dream-Team


Was macht ein gutes Team aus? Hier sind meine persönlichen "Must-haves":


  • Freude statt Konkurrenz: Wir freuen uns über die Erfolge der anderen, lassen uns inspirieren, motivieren uns gegenseitig. Neid und Missgunst haben hier keinen Platz.

  • Fehler als Lernchance: Niemand ist perfekt. Fehler passieren. Wichtig ist, dass wir offen damit umgehen, daraus lernen und gemeinsam besser werden.

  • Gemeinsam Erfolge feiern: Ob positives Feedback von Patient:innen, ein reibungsloser Ablauf oder eine gelungene Übergabe – solche Momente stärken den Teamgeist und machen den Alltag bunter.

  • Hilfe anbieten und annehmen: In einem guten Team erkennen wir, wenn jemand Unterstützung braucht, und bieten sie aktiv an. Genauso wichtig: Wir nehmen Hilfe auch an, wenn sie uns angeboten wird. Nur so entsteht echter Zusammenhalt.


So bauen wir ein starkes Team auf


Wie schaffen wir es nun, eine solche positive Teamkultur zu etablieren? Hier ein paar konkrete Tipps aus meiner Erfahrung:


  • Regelmässige Teambesprechungen: Offen und ehrlich miteinander sprechen, Feedback geben, Probleme ansprechen – so beugen wir Missverständnissen vor und lösen Konflikte frühzeitig.

  • Gemeinsame Aktivitäten: Ob gemeinsames Frühstück, ein Feierabend-Drink oder ein Ausflug – solche Erlebnisse schweissen zusammen und schaffen Erinnerungen.

  • Feedback-Runden: Gerade nach stressigen Tagen ist es wichtig, Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden.

  • Diversität wertschätzen: Jedes Teammitglied bringt seine eigenen Perspektiven und Erfahrungen mit. Diese Vielfalt bereichert unseren Arbeitsalltag und führt zu kreativen Lösungen.

  • Selbstfürsorge im Team: Achtsamkeit gehört auch in den Arbeitsalltag. Wir erinnern uns gegenseitig an Pausen, ans Trinken, hören einander zu. Und ja, manchmal weise ich einen Kollegen auch freundlich auf eine krumme Sitzhaltung oder ein Salatblatt zwischen den Zähnen hin – nicht aus Kontrolle, sondern aus Fürsorge.

 

Wie jede:r Verantwortung übernehmen kann


Neben einer positiven Teamkultur ist es auch die Verantwortung jeder einzelnen Person im Team, sich selbst zu fragen: Wie trage ich dazu bei, dass dieses Team ein unvergesslicher Arbeitsplatz ist? Bin ich die beste Teamplayer:in, die ich sein kann? Diese Reflexion hilft dabei, aktiv an einem harmonischen und unterstützenden Miteinander zu arbeiten und das Beste aus sich selbst und anderen herauszuholen.

 

Der Einfluss von Führungskräften


Führungskräfte haben eine entscheidende Rolle. Sie prägen die Teamkultur massgeblich. Ich hatte das Glück, Vorgesetzte zu haben, die präsent waren, zugehört haben und uns nie allein liessen. Ehrlichkeit und Offenheit – das sind die wichtigsten Eigenschaften einer guten Führungskraft.

Eine meiner früheren Stationsleitungen sagte einmal: „Ich bin nicht perfekt, aber ich bin da, damit wir gemeinsam besser werden.“ Dieser Satz ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Es sind diese authentischen Vorbilder, die den Unterschied machen und das Team zu Höchstleistungen motivieren.



Mein Fazit: Investiert in euer Team


Die Menschen, mit denen wir arbeiten, bestimmen unsere berufliche Zufriedenheit. Ein respektvolles, freudiges und lernbereites Team macht den Unterschied – für uns und für unsere Patient:innen. Investiert in euer Team, pflegt Wertschätzung, feiert Erfolge, lernt aus Fehlern und seid füreinander da.

Denn in der Pflege sind es am Ende immer die Menschen, die wirklich zählen – und ich verbringe 50 Stunden pro Woche mit diesen Menschen. Ich möchte in guter Gesellschaft sein.



Und jetzt bin ich neugierig:


Was braucht ihr, um euch in einem Team wohlzufühlen? Teilt eure Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren

 

Aktualisiert: 13. Jan.

Ich arbeite in einer onkologischen Abteilung eines Uni-Spital und glaub mir, das ist alles andere als ein Spaziergang. Von einem Patientenzimmer zum nächsten zu eilen, Dokumentationen zu erledigen und Medikamente zu holen, gehört bei mir zum Alltag. Mein Schrittzähler zeigt locker 13000 Schritte oder mehr – fast täglich.


Trotzdem merke ich, dass diese grosse Bewegungsmenge nicht automatisch fit hält: Mein Körper wird steif, die Muskeln schmerzen und mein Energielevel sinkt oft drastisch. Mit der Zeit wurde mir klar, dass ich bewusster mit meinem Körper umgehen muss – nicht nur, um in meinem Beruf leistungsfähig zu bleiben, sondern auch, um langfristig gesund zu sein.


In diesem Blogartikel möchte ich dir zeigen, welche kleinen, aber wirkungsvollen Routinen ich in meinen Arbeitstag eingebaut habe. Sie helfen mir, körperlich aktiver und mental ausgeglichener zu sein. Seitdem schlafe ich besser, habe weniger Rückenschmerzen und fühle mich insgesamt resilienter. Vielleicht ist ja auch für dich etwas dabei, das du in deinem Alltag umsetzen kannst.

Gerade in Pflegeberufen ist die körperliche und psychische Belastung enorm. Ständiges Stehen, Heben und Bücken können zu Rückenschmerzen, Verspannungen und Gelenkproblemen führen. Ausserdem haben Pflegende ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bewegung ist hier eine wirksame Prävention und kann bereits bestehende Beschwerden lindern. Zusätzlich baut sie Stress ab und stärkt die psychische Widerstandsfähigkeit – ein wichtiger Faktor, um im Pflegealltag nicht auszubrennen.






1. Joggen: Der perfekte Start in den Tag

Eines der besten Dinge, die ich für mich entdeckt habe, ist das Joggen vor der Arbeit oder nach einer Frühschicht. Da ich auf dem Land wohne, geniesse ich die Ruhe und die Natur während meines morgendlichen Laufs. Klar, die Überwindung, früher aufzustehen, war gross, doch schon 20–30 Minuten Laufen geben mir das Gefühl, etwas für mich getan zu haben, bevor der Arbeitstag richtig losgeht.


Nach der Frühschicht laufe ich manchmal direkt vom Spital aus hoch zum Zürichberg, weiter Richtung Zoo und wieder zurück. Diese Strecke ist ein super Cardio-Training – vor allem die ersten zwei Kilometer mit gut 200 Höhenmetern. Oben erwartet mich ein traumhafter Blick über Stadt, See und Berge. Besonders im Winter werde ich manchmal mit einem spektakulären Sonnenuntergang über dem Uetliberg belohnt. Ein unbeschreibliches Erlebnis, das mich jedes Mal aufs Neue motiviert.


Tipp: Wenn Joggen dir zu intensiv ist, probiere zügiges Gehen (Walking), Radfahren oder Schwimmen. Hauptsache, die Aktivität macht dir Spass und du kannst sie regelmässig ausüben.App-Empfehlung: „Couch to 5K“ führt dich schrittweise ans Joggen heran.


2. Dehnen: Kleine Routine, grosse Wirkung

In einer langen Schicht bleibt oft wenig Zeit für die eigene Fitness. Doch selbst wenige Minuten gezielter Dehnübungen wirken Wunder. Seit ich mich regelmässig dehne, habe ich deutlich weniger Nacken- und Rückenschmerzen.

  • Nackenentspannung

    • Neige den Kopf langsam zur Seite und halte die Position für etwa 10 Sekunden, dann wechsle die Seite.

    • Tipp: Schliesse dabei die Augen und atme tief ein und aus, um die entspannende Wirkung zu verstärken.

  • Rückenstreckung

    • Nach dem ständigen Bücken lege ich die Hände auf den unteren Rücken und lehne mich vorsichtig nach hinten. Das lockert die Wirbelsäule und entlastet den unteren Rücken.

    • Tipp: Führe die Dehnung langsam und kontrolliert aus, ohne ruckartige Bewegungen.

  • Schulterkreisen

    • Beim Warten auf den Computer kreise ich die Schultern langsam nach vorne und hinten. Das löst Verspannungen und fördert die Durchblutung.

3. Schritte bewusst nutzen

13000 Schritte pro Tag sind beachtlich, doch du kannst diese Bewegung noch effektiver gestalten:

  • Treppensteigen

    • Statt den Aufzug zu nehmen, steige ich so oft wie möglich Treppen. Das stärkt die Beinmuskulatur und kurbelt den Kreislauf an. Seit ich das konsequent durchziehe, hat sich meine Kondition merklich verbessert.

  • Schnelles Gehen

    • Auf langen Abteilungfluren lege ich zwischendurch kurze Sprints ein – nicht zu schnell, aber zügig genug, um den Puls etwas hochzutreiben.

  • Arbeiten im Stehen

    • Bei uns gibt es höhenverstellbare Schreibtische. Anfänglich war das ungewohnt, aber inzwischen arbeite ich häufig stehend. Das verbessert meine Haltung und ich fühle mich deutlich wacher.

    • Tipp: Falls dein Tisch nicht höhenverstellbar ist, wechsle regelmässig zwischen Sitzen und Stehen, um Rücken und Beine zu entlasten.


4. Kurze Kräftigungsübungen zwischendurch

Selbst in stressigen Schichten kann ich mir ein paar Minuten für einfache Übungen nehmen – direkt auf Station:

  • Wand-Liegestütze

    • An einer stabilen Wand trainiere ich meinen Oberkörper, ohne zu sehr ins Schwitzen zu geraten. Die Arm- und Brustmuskulatur wird angenehm gefordert.

  • Kniebeugen mit Stuhl

    • Bevor ich mich hinsetze, halte ich kurz in der Hocke inne und richte mich dann wieder auf. Das trainiert Oberschenkel und Gesäss.

  • Wadenheben

    • Während ich auf ein Gerät oder den Aufzug warte, stelle ich mich auf die Zehenspitzen und senke mich langsam wieder ab. Eine einfache, aber sehr effektive Übung.

    • Tipp: Wer es anspruchsvoller mag, kann das Wadenheben einbeinig durchführen.




5. Momente der Achtsamkeit

Unser Uni-Spital bietet eine tolle Aussicht auf Berge und See. Wann immer ich kann, nehme ich mir ein paar Minuten, um diese Aussicht zu geniessen – sei es der Sonnenaufgang während der Frühschicht oder der Sonnenuntergang am Nachmittag. Diese kurzen Augenblicke der Achtsamkeit helfen mir, Stress loszulassen und mich neu zu fokussieren.

  • Achtsamkeitsübung: Bewusstes Atmen 

    1. Setze oder stelle dich bequem hin.

    2. Schliesse, wenn möglich, die Augen.

    3. Atme tief durch die Nase ein (zähle bis vier).

    4. Halte den Atem kurz an.

    5. Atme langsam durch den Mund aus (zähle bis sechs).

    6. Wiederhole die Übung fünfmal.



6. Pausen sinnvoll gestalten

In einer vollen Schicht ist die Pause oft knapp, daher nutze ich diese Zeit besonders bewusst:

  • Powernaps

    • Unsere Klinik hat einen Ruheraum, in dem ich in meiner Mittagspause ein kurzes Nickerchen mache. Mit Noise-Cancelling-Kopfhörern und Theta-Wellen-Musik komme ich schnell zur Ruhe und fühle mich danach erholt.

    • Tipp: Stelle dir den Wecker auf maximal 30 Minuten, um nicht in eine Tiefschlafphase zu fallen.


  • Ausreichend trinken und gesunde Snacks

    • Ich habe eine grosse Trinkflasche dabei, um sicherzustellen, dass ich über den Tag verteilt genug Wasser zu mir nehme.

    • Für zwischendurch habe ich gerne Nüsse oder Obst griffbereit, auch wenn es schwer ist, den süssen Versuchungen (z.B. Schokolade von Patienten oder Pharmafirmen) zu widerstehen. Mit etwas Disziplin gelingt es aber, Heisshungerattacken vorzubeugen und das Energielevel konstant zu halten.


7. Motivation im Team

Gemeinsam fällt es viel leichter, am Ball zu bleiben. Wenn ich meine Kolleginnen und Kollegen einbinde, machen wir manchmal kurze Dehnübungen zusammen oder teilen Trainings-Tipps für den Arbeitsalltag. Das stärkt nicht nur den Teamgeist, sondern hilft uns allen dabei, gesund und fit zu bleiben. Erst kürzlich hat eine Kollegin mir stolz ihre erste „After-Work-Walk“-Statistik geschickt – es fühlt sich super an, sich gegenseitig zu motivieren



Fazit: Kleine Schritte, grosse Wirkung

Die Arbeit auf einer Spitalstation ist körperlich und emotional fordernd. Doch ich habe gelernt, dass selbst kleine Veränderungen im Alltag einen enormen Unterschied machen. Ob Dehnen, Joggen, bewusste Pausen oder kurze Kräftigungsübungen – all diese Massnahmen summieren sich zu einem spürbar besseren Körpergefühl.

Wenn du auch einen anspruchsvollen Job hast, probier es aus: Fang mit kleinen Schritten an, finde Routinen, die zu deinem Alltag passen, und vergiss nie, dass du es dir wert bist, dich um deine eigene Gesundheit zu kümmern. Denn nur wenn es dir gut geht, kannst du langfristig für andere da sein.

Mit meinem Beitrag möchte ich dir eine Auswahl an Möglichkeiten aufzeigen, damit du lange gesund und leistungsfähig bleibst. Die Idee ist nicht, dass du sofort alles umsetzt. Schon kleine Veränderungen können Grosses bewirken. Bereits wenn du einzelne Anregungen in deiner Routine einbaust und diese jeden Tag wiederholst, wirst du eine Veränderung in deinem Wohlbefinden spüren.

Ich hoffe, dieser Artikel hilft dir, noch mehr Motivation und Inspiration zu finden, um auch in anspruchsvollen Pflege- und Gesundheitsberufen fit und voller Energie zu bleiben.


Meine Top 3 Take-Aways

  1. Jede Bewegung zählt: Selbst kleine Aktivitäten wie Treppensteigen oder Dehnübungen können eine grosse Wirkung haben.

  2. Bewusste Pausen: Nutze Pausen für Erholung und neue Energie – etwa durch Powernaps oder Achtsamkeitsübungen.

  3. Team-Motivation: Gemeinsam mit Kolleg:innen bleibt man leichter dran und unterstützt sich gegenseitig.


Welche Strategien nutzt du, um in einem stressigen Berufsalltag fit und gesund zu bleiben?Teile deine Erfahrungen und Tipps gern in den Kommentaren

© 2025, Ignatius ounde



Zürich
Zürich

BLEIBE AUF DEM LAUFENDEN
TWINT_Individueller-Betrag_DE.png
  • Whatsapp
  • Linkedin
  • Instagram
  • Facebook
  • X
  • TikTok
bottom of page