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Warum das Team in der Pflege alles ist (und wie wir es besser machen)

Autorenbild: ignatius oundeignatius ounde

Die Pflege. Ein Beruf, der oft romantisiert und gleichzeitig unterschätzt wird. „Engel in Weiss“, „Helfende Hände“ – diese Schlagworte kennen wir alle. Doch hinter den Kulissen wartet die wahre Herausforderung: Schichtdienst, hohe Verantwortung, emotionale Belastung. Und mittendrin:

Das Team.



Ich bin überzeugt: Mit wem du arbeitest, ist wichtiger als wo. Ob ich nach einem langen Tag erschöpft, aber zufrieden nach Hause gehe, oder mich ausgelaugt fühle, hängt vor allem von den Menschen an meiner Seite ab. Ein gutes Team kann in der Pflege alles verändern – und ich spreche aus Erfahrung.


Mein erster Tag – und warum ich blieb


Erinnert ihr euch noch an euren ersten Tag in einem neuen Job? Die Nervosität, die neuen Gesichter, die ungewohnte Umgebung. Mir ging es als Praktikant in einer Pflegeabteilung nicht anders. Ich hatte keine grossen Erwartungen, eher Respekt vor dem Unbekannten. Die Station war modern, gut ausgestattet, alles wirkte effizient. Doch was mich wirklich packte, war die Atmosphäre. Meine neuen Kolleg:innen boten mir sofort ihre Hilfe an, ohne dass ich fragen musste. Echter Zusammenhalt – ich hatte ihn zum ersten Mal erlebt.

Klar, das Praktikum war befristet. Umso glücklicher war ich, als mir die Stationsleitung anbot, als diplomierter Pflegefachmann zu bleiben, nachdem meine Papiere anerkannt worden waren und ich blieb. Nicht wegen der Aufgaben oder der tollen Ausstattung, sondern wegen des Teams. Es war ein Ort, an dem jede:r willkommen war, unterstützt wurde, sein Potenzial entfalten konnte. Wir lachten zusammen, lernten aus Fehlern, feierten Erfolge, halfen uns in stressigen Momenten. Diese Beziehungen bestehen bis heute.


Warum der Mensch in der Pflege zählt


Kein Tag in der Pflege gleicht dem anderen. Mal läuft alles reibungslos, mal gerät alles aus den Fugen: Notfälle, schwierige Angehörige, emotionale Belastungen. Gerade dann zeigt sich, wie wertvoll ein starkes Team ist.

Ich erinnere mich an eine Kollegin, die mit einem besonders anspruchsvollen Patienten zu kämpfen hatte. Anstatt sie allein zu lassen, sprangen wir alle ein. Wir übernahmen Aufgaben, führten Gespräche, dokumentierten. Am Ende haben wir die Situation gemeistert – aber vor allem hatten wir das Gefühl, es gemeinsam geschafft zu haben.

Ein gutes Team fragt nicht nur: „Brauchst du noch Hilfe?“, sondern packt mit an, bis alle fertig sind. Und geht danach vielleicht noch gemeinsam auf einen Drink Joggen oder Sport treiben. Es ist dieses Miteinander, das in der Pflege den entscheidenden Unterschied macht.

 



Die Zutaten für ein Dream-Team


Was macht ein gutes Team aus? Hier sind meine persönlichen "Must-haves":


  • Freude statt Konkurrenz: Wir freuen uns über die Erfolge der anderen, lassen uns inspirieren, motivieren uns gegenseitig. Neid und Missgunst haben hier keinen Platz.

  • Fehler als Lernchance: Niemand ist perfekt. Fehler passieren. Wichtig ist, dass wir offen damit umgehen, daraus lernen und gemeinsam besser werden.

  • Gemeinsam Erfolge feiern: Ob positives Feedback von Patient:innen, ein reibungsloser Ablauf oder eine gelungene Übergabe – solche Momente stärken den Teamgeist und machen den Alltag bunter.

  • Hilfe anbieten und annehmen: In einem guten Team erkennen wir, wenn jemand Unterstützung braucht, und bieten sie aktiv an. Genauso wichtig: Wir nehmen Hilfe auch an, wenn sie uns angeboten wird. Nur so entsteht echter Zusammenhalt.


So bauen wir ein starkes Team auf


Wie schaffen wir es nun, eine solche positive Teamkultur zu etablieren? Hier ein paar konkrete Tipps aus meiner Erfahrung:


  • Regelmässige Teambesprechungen: Offen und ehrlich miteinander sprechen, Feedback geben, Probleme ansprechen – so beugen wir Missverständnissen vor und lösen Konflikte frühzeitig.

  • Gemeinsame Aktivitäten: Ob gemeinsames Frühstück, ein Feierabend-Drink oder ein Ausflug – solche Erlebnisse schweissen zusammen und schaffen Erinnerungen.

  • Feedback-Runden: Gerade nach stressigen Tagen ist es wichtig, Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zuzuhören und gemeinsam Lösungen zu finden.

  • Diversität wertschätzen: Jedes Teammitglied bringt seine eigenen Perspektiven und Erfahrungen mit. Diese Vielfalt bereichert unseren Arbeitsalltag und führt zu kreativen Lösungen.

  • Selbstfürsorge im Team: Achtsamkeit gehört auch in den Arbeitsalltag. Wir erinnern uns gegenseitig an Pausen, ans Trinken, hören einander zu. Und ja, manchmal weise ich einen Kollegen auch freundlich auf eine krumme Sitzhaltung oder ein Salatblatt zwischen den Zähnen hin – nicht aus Kontrolle, sondern aus Fürsorge.

 

Wie jede:r Verantwortung übernehmen kann


Neben einer positiven Teamkultur ist es auch die Verantwortung jeder einzelnen Person im Team, sich selbst zu fragen: Wie trage ich dazu bei, dass dieses Team ein unvergesslicher Arbeitsplatz ist? Bin ich die beste Teamplayer:in, die ich sein kann? Diese Reflexion hilft dabei, aktiv an einem harmonischen und unterstützenden Miteinander zu arbeiten und das Beste aus sich selbst und anderen herauszuholen.

 

Der Einfluss von Führungskräften


Führungskräfte haben eine entscheidende Rolle. Sie prägen die Teamkultur massgeblich. Ich hatte das Glück, Vorgesetzte zu haben, die präsent waren, zugehört haben und uns nie allein liessen. Ehrlichkeit und Offenheit – das sind die wichtigsten Eigenschaften einer guten Führungskraft.

Eine meiner früheren Stationsleitungen sagte einmal: „Ich bin nicht perfekt, aber ich bin da, damit wir gemeinsam besser werden.“ Dieser Satz ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben. Es sind diese authentischen Vorbilder, die den Unterschied machen und das Team zu Höchstleistungen motivieren.



Mein Fazit: Investiert in euer Team


Die Menschen, mit denen wir arbeiten, bestimmen unsere berufliche Zufriedenheit. Ein respektvolles, freudiges und lernbereites Team macht den Unterschied – für uns und für unsere Patient:innen. Investiert in euer Team, pflegt Wertschätzung, feiert Erfolge, lernt aus Fehlern und seid füreinander da.

Denn in der Pflege sind es am Ende immer die Menschen, die wirklich zählen – und ich verbringe 50 Stunden pro Woche mit diesen Menschen. Ich möchte in guter Gesellschaft sein.



Und jetzt bin ich neugierig:


Was braucht ihr, um euch in einem Team wohlzufühlen? Teilt eure Gedanken und Erfahrungen in den Kommentaren

 

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