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Chief Happiness Officer im Spital? Warum diese Rolle längst überfällig ist

  • Autorenbild: ignatius ounde
    ignatius ounde
  • 15. Juli
  • 3 Min. Lesezeit
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Vor Kurzem hörte ich eine Folge des Podcasts „Diary of a CEO“, in der es um die Rolle einer Chief Happiness Officer ging. Was auf den ersten Blick wie ein moderner Wohlfühltitel klingt, wurde schnell zu einem hochinteressanten Gedanken:Es ging nicht um Goodies wie das Verteilen von Schokolade und Guetzli – besonders am 12. Mai zum Tag der Pflege oder zu Weihnachten und Neujahr – und auch nicht um After-Work-Lachyoga, sondern um strategische Verantwortung für psychisches Wohlbefinden, Sinnhaftigkeit und emotionale Stabilität im Berufsalltag.


Und ich fragte mich: Warum gibt es so etwas nicht in unseren Spitälern – dort, wo der Mensch im Zentrum steht, aber die Menschen, die helfen, oft selbst am Limit sind?

Ich arbeite seit vielen Jahren in der Pflege und habe unzählige Kolleg:innen erlebt, die trotz hoher Belastung mit voller Überzeugung im Beruf geblieben sind – nicht wegen des Lohns oder weil sie nichts anderes gefunden hätten, sondern weil sie wussten:


👉 „Hier bin ich am richtigen Ort. Ich tue etwas Sinnvolles. Ich bin Teil eines Teams, das mich trägt.“


Ich denke an eine Kollegin, die seit über 25 Jahren im gleichen Haus arbeitet. Warum?

„Weil ich hier gesehen werde. Weil ich gestalten darf. Weil ich weiss, dass ich zähle.“


Oder an einen Kollegen, der kürzlich sagte:

„Es gibt stressige Tage – aber ich habe hier eine Führungskraft, die zuhört. Ich fühle mich nicht allein.“


Diese positiven Stimmen sind wichtig. Sie zeigen, wie entscheidend Arbeitskultur ist – und wie viel gute Führung und menschliche Nähe bewirken können.

Doch solche Erlebnisse sind leider nicht überall Standard. In vielen Häusern gibt es zwar Fachexpert:innen für betriebliches Gesundheitsmanagement oder externe psychologische Unterstützungsangebote – doch diese greifen meist erst im Krisenfall.

Was fehlt, ist eine kontinuierliche, präventive Verantwortung für das emotionale Klima. Genau hier sehe ich den Bedarf für eine Rolle wie den Chief Happiness Officer oder Chief Wellness Officer.


Auch auf Stationsebene wird dieser Bedarf spürbar.Ich denke an meine frühere Gruppenleiterin, die gleichzeitig Tagesleitung, Fachverantwortung, Ansprechperson für persönliche Krisen und emotionale Begleitung übernahm. Sie war im besten Sinne eine Art „Wellbeing Officer“ – immer da, wenn jemand jemanden brauchte.

Doch ich sah auch, wie überfordernd das war.Sie jonglierte zwischen kurzfristigen Dienstplanänderungen – besonders wenn kurzfristig jemand krank wurde – Mitarbeitendengesprächen und spontaner emotionaler Erster Hilfe.

Diese Verantwortung gehört nicht auf Schultern einzelner. Sie gehört in die Geschäftsleitung.Denn psychische Gesundheit und emotionale Sicherheit entstehen nicht nebenbei – sie müssen gezielt und professionell gestaltet werden.


Im FHNW-Praxisforum wurde die Idee eines CHO intensiv diskutiert – nicht als nettes Extra, sondern als Antwort auf Entwicklungen wie:

  • hohe Wechselbereitschaft,

  • Rekordwerte bei innerer Kündigung,

  • und ein wachsender Wunsch nach Sinn, Wertschätzung und Entwicklung.

Die Studie „Nachhaltige Rekrutierung“ zeigt deutlich:Mitarbeitende bleiben, wenn sie

  • sich wertgeschätzt fühlen,

  • eine gute Teamkultur erleben,

  • mitgestalten dürfen,

  • strukturiert eingearbeitet werden

  • und körperlich wie seelisch gesund bleiben können.


All das ist kein Zufall – es braucht neue Rollen, klare Strukturen und eine gelebte Haltung, die das aktiv fördern.

„Happiness“ bedeutet dabei nicht oberflächliches Glück, sondern – wie Psycholog:innen es nennen – subjektives Wohlergehen: Ein Zustand innerer Zufriedenheit, der zu mehr Kreativität, Sozialkompetenz, Resilienz und Leistungsfähigkeit führt.

Studien zeigen: Glückliche Mitarbeitende sind produktiver, loyaler und emotional stabiler. In einer Welt, in der gute Pflegekräfte rar sind, ist das kein Luxus – es ist Überlebensstrategie.


Ich wünsche mir, dass wir in der Pflege den Mut haben, diese neue Rolle zu denken. Vielleicht nicht unter dem Titel Chief Happiness Officer. Aber als klares Signal:

✅ Psychische Gesundheit ist keine Privatsache.

Emotionale Sicherheit ist Führungsaufgabe.

Sinn und Zugehörigkeit entstehen nicht zufällig – sondern durch Haltung, Strukturen und gelebte Kultur.

Vielleicht starten wir klein – mit einem Pilotprojekt auf einer Station. Vielleicht nennen wir es Pflegekulturbeauftragte*r oder Wellbeing-Koordinator*in.

Aber was klar ist:

Wir brauchen eine neue Art von Verantwortung – damit die Pflege nicht nur aushält, sondern aufblüht.

 

„Eine positive Arbeitskultur erkennt man daran, dass das Management hohe fachliche und ethische Standards glaubhaft vorlebt – und Wert auf Anerkennung und persönliche Wertschätzung legt.“– Dr. Anne-Katrin Strässer

Caring for those who care – das ist keine Vision. Das ist unsere Pflicht.

 

🎯 Was würdest du tun, wenn du für das Glück und die Gesundheit deines Teams verantwortlich wärst?

 
 
 

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