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Ich profitiere vom Patriarchat. Und du?

  • Autorenbild: ignatius ounde
    ignatius ounde
  • 17. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Am Samstag haben in der ganzen Schweiz tausende Frauen gestreikt – für echte Gleichstellung, für Respekt, für ein Ende der Gewalt. Ich war in Aarau präsent, bewusst und solidarisch. Mit meinen beiden Söhnen an meiner Seite, als Mann, der sich seiner Rolle bewusst wird.

 

Ich profitiere davon, dass ich als Mann seltener unterbrochen werde. Dass man mir Kompetenz eher zutraut. Dass meine Care-Arbeit als „engagiert“ gilt – obwohl sie bei Frauen oft als selbstverständlich angesehen wird.

 

Ich profitiere auch davon, dass ich keine Angst haben muss, abends allein nach Hause zu gehen. Dass meine Karrierewege statistisch seltener durch Schwangerschaft, Betreuung oder familiäre Erwartungen gebremst werden. Diese Vorteile sind unsichtbar – gerade weil sie so selbstverständlich wirken. Aber sie sind real. Und sie kommen auf Kosten anderer.

 

Warum ich mit meinen Söhnen in Aarau war

 

Ich will, dass meine Söhne verstehen: Gleichstellung ist kein Gefallen für Frauen. Es ist eine Frage der Gerechtigkeit. Eine Frage der Haltung und ein Gewinn für alle.

 

Ich habe selbst keine Töchter, aber ich bin Götti von starken, klugen Mädchen. Ich will, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der sie nicht systematisch benachteiligt werden – weder im Lohn noch in ihrer Sicherheit. Ich will, dass meine Söhne lernen, wie man Verantwortung übernimmt – nicht nur für sich, sondern für das Ganze.

 

Frauen werden ermordet, weil Männer es nicht ertragen, verlassen zu werden. Oder weil sie „Nein“ sagen. Diese Gewalt ist kein Zufall, sondern Ausdruck eines Systems, das Besitzansprüche über Selbstbestimmung stellt.

 

Solange wir Männer schweigen, sind wir Teil dieses Systems und solange wir es nicht hinterfragen, bleibt es bestehen.

 

Gleichstellung ist kein Ziel, das man erreicht und dann abhakt. Es ist ein Prozess. Ein Weg, den wir gemeinsam gehen müssen – in Politik, Wirtschaft und Alltag.

 

Was es dafür braucht? Kein Heldentum, sondern Klarheit:

 

  • Lohntransparenz, weil Fairness messbar sein muss.

  • Gerechte Elternzeit, weil Gleichstellung bei der Familiengründung beginnt.

  • Flexibles Rentenalter, weil Lebenswege verschieden sind.

  • Anerkennung von Pflege und Freiwilligenarbeit, weil sie das Rückgrat unserer Gesellschaft bilden.

 

Diese Veränderungen sind kein Luxus. Sie sind überfällig. Und sie gelingen nur, wenn wir Männer bereit sind, mitzudenken, mitzutragen und mitzukämpfen.

 

Was ich tue – nicht aus Mitleid, sondern aus Überzeugung

 

Ich unterstütze Gleichstellung nicht „für die Frauen“. Ich tue es, weil ich an eine gerechtere Welt glaube. Und weil ich als Mann einen Hebel in der Hand habe, den ich nicht ungenutzt lassen will.

 

Ich will kein Schulterklopfen. Ich will Veränderung. Und ich beginne dort, wo es zählt:

Im Gespräch mit meinen Söhnen.

In meinem politischen Engagement.

Und im ehrlichen Blick auf meine eigenen Privilegien.

Ich profitiere vom Patriarchat. Aber ich will es nicht behalten. Ich will etwas Besseres. Für alle.

 
 
 

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