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Stellungnahme zur Medienmitteilung des Bundesrats zur zweiten Etappe der Pflegeinitiative

  • Autorenbild: ignatius ounde
    ignatius ounde
  • 21. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Mai

Sehr geehrte Parlamentarierinnen und Parlamentarier,

geschätzte Mitbürgerinnen und Mitbürger,


wir Pflegenden arbeiten mit Menschen, nicht mit Maschinen. Wir begleiten in akuten Krisen, in langen Leidensphasen, beim Gesundwerden und im Sterben. Damit wir dies auch in Zukunft gut, sicher und mit Würde tun können, brauchen wir mehr als warme Worte – wir brauchen endlich die richtigen Rahmenbedingungen.


Die Pflegeinitiative wurde mit 61 % Ja-Stimmen angenommen. Der Bundesrat ist in seiner Botschaft zur zweiten Etappe jedoch vielen Kernforderungen ausgewichen. Jetzt sind Sie als Parlament und wir als Gesellschaft gefordert, das Ruder herumzureissen.


Was wir konkret brauchen, um unsere Arbeit in Zukunft gut machen zu können


1. Verbindliche Personalausstattung – ohne Menschen keine Pflege


Gute Pflege braucht Zeit. Und Zeit braucht Personal. Heute fehlen in Spitälern, Heimen und bei der Spitex Tausende Stellen. Wir fordern:

Verbindliche Mindeststandards für Personalschlüssel oder Skill-Grade-Mix.

Transparente Datenlage über Personalausstattung und Pflegequalität.

Gesetzliche Grundlagen, damit Pflegequalität keine Frage des Zufalls bleibt.


2. Starke Gesamtarbeitsverträge – keine Aushöhlung von Mindeststandards


Der Vorschlag des Bundesrats, dass GAV künftig zu Ungunsten der Pflegenden von gesetzlichen Mindeststandards abweichen dürfen, ist ein gefährlicher Dammbruch. Wir brauchen:

Mindeststandards, die nicht verhandelbar sind. GAVs sollen Bedingungen verbessern, nicht verschlechtern.

Verhandlungsstärke auf Augenhöhe. Viele Pflegeinstitutionen sind nicht tarifgebunden – hier braucht es klare gesetzliche Leitplanken.

Rechtsverbindliche GAV-Abdeckung, insbesondere für unterfinanzierte Bereiche wie die Langzeitpflege.


3. Faire und planbare Arbeitsbedingungen


Viele verlassen den Beruf nicht, weil sie nicht mehr pflegen wollen – sondern weil sie nicht mehr können. Wir fordern:

Verlässliche Dienstplanung, die auch Familienleben möglich macht.

Faire Löhne, besonders in Pflegeheimen und bei der Spitex.

Kompensation von Umkleide-, Weg- und Pausenzeiten. Diese Zeit gehört zum Beruf.

Belastungsgrenzen, etwa bei Nacht- und Wochenenddiensten.


4. Programme für Wiedereinstieg und altersgerechtes Arbeiten


Fast die Hälfte der ausgestiegenen Pflegenden kann sich eine Rückkehr vorstellen. Dafür brauchen wir:

Finanzierte Refresh-Kurse, flexible Wiedereinstiegsmodelle.

Dienstmodelle für über 55-Jährige, die körperlich entlasten und Erfahrung wertschätzen.

Attraktive Teilzeitmodelle mit Entwicklungsperspektive.


5. Weiterbildung und Entwicklung – Pflege will gestalten


Mit Pflegeexpert:innen APN erhalten wir neue Möglichkeiten. Dafür braucht es:

Klare nationale Anerkennung des MSc in Advanced Practice Nursing.

Erweiterte Rollen mit Entscheidungsbefugnissen, z. B. in der Chronikerberatung, im Wundmanagement, in der Geriatrie, Onkologie usw.

Finanzielle Unterstützung für Weiterbildungen, denn Lernen muss möglich sein – auch mit Familie oder Teilzeit.


6. Nachhaltige Finanzierung – gute Pflege darf nicht vom Sparstift abhängen


Pflegeleistungen sind keine Sparmasse, sondern investieren in Lebensqualität und Prävention. Deshalb fordern wir:

Angemessene, kostendeckende Tarife, auch für Heime und Spitex.

Finanzielle Beteiligung von Bund und Kantonen an Qualitätsentwicklung.

Verbindliche Finanzierungsvereinbarungen, statt kurzfristiger Sparvorgaben.



Mein Appell an die Politik:


Die Pflegeinitiative war kein Symbolakt, sondern ein klarer Arbeitsauftrag. Sie haben jetzt die Möglichkeit, einen echten Unterschied zu machen – nicht nur auf dem Papier, sondern in Spitälern, Heimen und bei den Menschen zu Hause.

Pflege geht uns alle an. Gute Pflege ist keine Frage des Alters oder der Krankheit – sie ist eine Frage der Würde. Und die beginnt mit guten Bedingungen für die Menschen, die pflegen.


Mit Leidenschaft, Fachwissen und einem klaren Ziel: Pflege, die bleibt.

Pflege, die heilt. Pflege, die Zukunft hat.

 
 
 

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